Da sitzt man in lauen Sommerabenden mit einer befreundeten Familie am Esstisch und lässt es sich gut gehen. Dann sagt einer nach dem Essen in die Runde „… wie Gott in Frankreich“. Hm, Frankreich denke ich, stimmt. Wie Gott? Der das gesagt hat, ist gar kein Christ. Er ist Atheist. Ich sage nichts. An einem anderen Abend, diskutieren wir mit zwei 15-jährigen Teenagern. Es wird lauter und es geht hin und her. Die beiden sind in Diskussionen richtig, richtig gut. Keine Kinder mehr. Stürmische Erwachsenendiskussion. Es geht um Interessen und um Egoismus. Ich höre zu. Gute Haltung obwohl auch diese beiden mit Gott und Kirche nichts im Sinn haben.
Ich bringe den Begriff der „Absichtslosigkeit“ in die Diskussion und da es mich selbst so begeistert, begründe ich das auch gleich vollmundig mit der Liebe Gottes. Puh. Okay, die mir entgegengebrachte Aussage, „das ist doch Schwachsinn“ habe ich dann doch der jugendlichen Diskussionskultur zugeschrieben und nicht übel genommen. Im Eifer kann das bei so jungen Menschen schon mal passieren.
Und was habe ich falsch gemacht?
Am nächsten Morgen war mir schon klar, dass ich mich äußerst ungeschickt angestellt hatte. Zuhause angekommen lass ich in einem Blog-Beitrag „Valerie und der Priester“ von Valerie Schönian sehr gute Tipps, die ich vor dem Urlaub hätte lesen sollen. Habe ich aber nicht.
Was ihr glaubt klingt verrückt
Valerie Schönian, selbst eine kirchenferne Frau, beschreibt es aus ihrer Sicht:
„Was Ihr glaubt, ist unglaublich. Wie Christen über Gott reden, klingt für Atheisten verrückt. Glauben Sie an Jesus Christus? Dann tun Sie etwas sehr Exotisches. So sehen das zumindest viele Atheisten. Wenn Sie mit denen über Ihren Glauben sprechen wollen, müssen Sie zuerst akzeptieren, dass die Sie verrückt finden. Zumindest wenn Sie wollen, dass man Ihnen zuhört.“
Ihre Gedanken und die erlebte Diskussion im Urlaub inspirierten mich zu diesem Blogbeitrag.
Bei meinen ersten Worten schwer geatmet
Bei meinen ersten Worten zu Gottes Liebe haben meine Mitdiskutierenden bereits schwer geatmet und wenig zugehört. Die Bereitschaft für das Thema Gott war gleich Null. Es traf sie auch unerwartet. Niemand hätte gedacht, dass ich bei diesem Thema mit einer solchen Aussage komme. Wieso eigentlich nicht? Ich mache doch aus meinem Christ sein kein Hehl.
Wie bereits in der obigen Schilderung der Diskussionskultur erwähnt, gibt es auch gute Haltungen und sogar praktizierte Nächstenliebe bei Atheisten und Kirchenfremden. Nicht alle Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe tun das aus christlicher Einstellung heraus. In einem Gespräch darauf hinzuweisen, dass Gott hinter allem steht, ist also überhaupt nicht zielführend, da es die Bereitschaft zuzuhören minimiert. Also selbst zuhören! Selbst Interesse zeigen ist der beste Einstieg in eine Diskussion, in der auch zugehört wird.
Trotzdem
Und trotzdem bleibt es für Atheisten sehr abstrus, dass ich an Gott glaube, an einen Mensch gewordenen Gott, an einen heiligen Geist. Und dann noch nicht mal erklären können, warum es – trotz der Liebe Gottes – soviel Leid und Elend gibt.
Ein von mir sehr geschätzter evangelischer Theologe, Siegfried Zimmer, der einen Podcast (Worthaus) mit herausbringt, hat einmal von einer Beerdigung eines kleinen Kindes berichtet. Sinngemäß sagte er bei der Trauerfeier: Wenn ich irgendwann selbst oben im Himmel bei Gott angekommen bin und Gott mir nicht sofort erklären kann, warum das hier jetzt passiert ist, dann will ich nicht länger ein Christ sein.
Das ist die Verzweiflung von uns Christinnen und Christen. Wir haben nicht auf alle Fragen eine Antwort. Wenn wir das eingestehen, wird es unseren Glauben nicht unglaubwürdig machen. Vielleicht hilft es mir in einer künftigen Diskussion. Es bleibt aber sehr schwer verständlich.
Und dann ist da noch die Wissenschaft, die uns erklärt, wie die Erde entstanden ist. Letztlich ist das nur eine Theorie und trotzdem erscheint es uns logisch.
Ich weiß es
Wenn ich von der Schöpfung durch einen Urknall und bestimmte Reaktionen von dabei entstandener Materie ausgehe und das akzeptiere, kann ich uneingeschränkt – ohne ein Gefühl des Widerspruchs – sagen: Ich weiß es und trotzdem glaube ich an Gott unseren Schöpfer und an Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist.
Und am Ende jeder Geschichte, unvollkommen, widersprüchlich, komme ich immer wieder zu ihm. Weil ich ihn spüren kann.