Eine moderne Interpretation eines der Werke der Barmherzigkeit*
Vielleicht kennen Sie das auch aus Ihrer Kindheit? Teilen und abgeben waren eine Tugend und als Kind lernte man das Teilen. Beim Teilen musste es immer gerecht zugehen. Und als gerecht haben wir empfunden, wenn jede oder jeder ein gleich großes Stück bekam. Ein Apfel wurde in der Mitte geteilt, in zwei gleichgroße Hälften. Das ist das Teilen auf sehr persönlicher Ebene.
Ist das alles zum Thema „Ich teile mit dir“? Teilen ist doch viel mehr!
Ich teile gerne alles mögliche, wenn es zum Gelingen einer Sache beiträgt. Also nicht 50:50, nicht fifty-fifty um jeden Preis, sondern so, wie es richtig ist. Wenn ich zu einer Sache mehr beitragen kann als andere, dann teilen wir alle. Je nach Möglichkeit und je nach Bedarf.
Ich muss nochmal an den Apfel denken: Der ist nach dem Teilen nicht mehr ganz. Heutzutage gibt es Dinge, die bleiben aber ganz und werden sogar mehr.
Wir teilen Fotos oder unsere Gedanken bei Instagram und Facebook. Die Fotos sehen viele andere Menschen und können sich – hoffentlich – daran freuen! Ich teile damit meine Freude.
Denken wir an Car-Sharing. Ein Auto teilen sich viele Menschen, für kurze und längere Zeit. Jede* so, wie er* es braucht.
Und, Sie kennen das Sprichwort: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Dadurch wird durch Teilen tatsächlich sogar mehr.
Und das Teilen soll helfen.
Noch ein Sprichwort: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ja, teile dein Leid – teile deine Mühe mit mir – wie es in Salomons Gebet um Weisheit heißt. Es wird dadurch zwar nicht wirklich weniger Leid oder Mühe, hoffentlich aber für den einzelnen erträglicher! Ich versuche damit, einen Teil deiner Last mitzutragen. Da wird das Teilen zur Teilhabe: Also teilhaben an dem Leben eines anderen Menschen.
Wenn Sie einem anderen Menschen helfen, dann teilen Sie ihre Kraft, ihre Zeit, ihre Menschlichkeit und manchmal wahrscheinlich auch ein bisschen Geld.
Sprechen Sie es bei Gelegenheit für sich selbst einfach mal laut aus: Ich teile mit dir! Danke, das hört sich gut an!
TH
*Die sieben Werke der Barmherzigkeit zur Woche des kirchlichen Engagements 2020
Es gibt die klassischen Werke der Barmherzigkeit, z. B. Traurige trösten und Hungernden zu essen geben. Seit ein paar Jahren gibt es sieben neue Werke der Barmherzigkeit. Also sieben Richtlinien, wie Menschen sich gegenseitig gut tun können. Sie sind nach einer Umfrage anlässlich des 800. Geburtstag von Elisabeth von Thüringen entstanden. Die sieben Werke wurden für die Woche des kirchlichen Engagements als Impulse verfasst. Die Verfasser*innen sind Mitarbeitende des Erzbistums Hamburg, Pastorale Dienststelle und der Caritas im Norden (Hamburg und Schwerin).